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Bücher in der Ausstellung
Die KIT-Bibliothek präsentiert anlässlich der Ausstellung "Enzyklopädien. Erzählen. Wissen" eine Auswahl historisch bedeutsamer Enzyklopädien sowie einige Beispiele für enzyklopädische Erzählungen. Die Liste folgt dem Aufbau der Ausstellung. Die meisten Exponate gibt es auch in digitalisierter Form.
Ein Teil der digitalisierten Exponate ist nur im Rahmen des Campusnetz' verfügbar.
Inhalt
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Vitrinenblock 1
Signatur KIT-Bibliothek: II A 127
Volltext: https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:30:2-261912
Über die Historia naturalis: Die größte überlieferte und sicherlich eine der wirkmächtigsten Enzyklopädien ist die Historia naturalis des römischen Schriftstellers Plinius dem Älteren (23 - 79 n. Chr.). Plinius, der als Kommandeur der römischen Flotte beim Ausbruch des Vesuvs sein Leben ließ, hatte über viele Jahre hinweg das in den Schriften der antiken Gelehrten niedergelegte Wissen kompiliert und zu einem umfänglichen Gesamtwerk vereinigt. Trotz inhaltlicher Mängel und Ungenauigkeiten prägte Plinius‘ Historia naturalis über Jahrhunderte hinweg maßgeblich das europäische Bild von der Welt.
Signatur KIT-Bibliothek: I E 13
Volltext: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/vitruvius1511
Über De architectura: Das einzige Fachbuch über Architektur aus der Antike entstand in den Jahren nach 33.v.Chr. und ist dem Kaiser Augustus gewidmet. In zehn Büchern legt es den Stand der Baukunst in der Römischen Kaiserzeit umfassend dar. Im Zuge der Neuorientierung auf die Antike durch den Humanismus der Renaissance erlangten nicht nur Elemente antiken Baustils neue Bedeutung, sondern auch die De architectura libri decem. An vielen Orten wurden Vitruv-Handschriften wiederentdeckt, unter anderem 1416 in der St. Galler Stiftsbibliothek durch den italienischen Humanisten Poggio Bracciolini. Giovanni Sulpicio brachte den Text um 1486 in Rom erstmals in den Druck, und in der Folgezeit beeinflusste er die Architektur in Theorie und Praxis nachhaltig. 1511 ließ der Architekt und Dominikanerpater Fra Giocondo die hier gezeigte Ausgabe durch den Drucker Giovanni da Tridentino (auch genannt Tacuino) in Venedig erscheinen. Sie war die erste, die den Text mit – wahrscheinlich von Fra Giocondo hergestellten – Illustrationen präsentierte. Zwei Jahre später erschien derselbe Text nochmals in Florenz bei Philippo de Giunta, diesmal im Verbund mit dem Buch über die Aquädukte Roms (De aqueductibus urbis Romae) des Sextus Julius Frontinus, der im ersten Jahrhundert n.Chr. lebte.
Signatur KIT-Bibliothek: I A 23
Volltext: https://archive.org/stream/vitrvvivsitervme00vitr#page/n7/mode/2up
Volltext: https://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/vad/0302.
Über die Weltchronik: Rudolf von Ems zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Romandichtern und Chronisten des Hochmittelalters. Sein Werk weist ihn als sprachkundigen, theologisch, rhetorisch und literarisch hochversierten Autor aus, der sein letztes, unvollendet gebliebenes Werk dazu nutzte, einem höfischen Laienpublikum Zugang zum Bildungswissen der lateinischen Eliten zu verschaffen. Mit diesem Werk, der ‚Weltchronik‘ in über 30000 gereimten Versen, begründete er eine sehr populäre Gattung, die bis zum Nürnberger Humanisten Hartmann Schedel (vgl. Vitrine 3) produktiv blieb. Rudolfs Auftraggeber war der Stauferkönig Konrad IV., Sohn und Nachfolger Friedrichs II., dem Rudolf die Chronik als Fürstenspiegel, Lehrwerk und zugleich ewiclih memorial (v. 21697; ewiges Andenken) seiner keiserlichi[n] werdeckeit und kuniglichi[n] herschaft zudachte. Mit Konrads Tod 1254 hängt wohl der frühe Abbruch zusammen: Statt in der Zeit des Königs Salomon sollte die Chronik den Leser bis in die staufische Gegenwart führen. dass das Monumentalwerk ein Torso blieb, hat freilich noch mehr mit der enzyklopädischen Anlage zu tun: Es geht Rudolf nicht allein um Geschichtswissen, sondern auch um Geographie, Astronomie, antike Mythologie und Theologie
Signatur BLB: HS: Ab0005,10 (43B 1 ,10)
Volltext: https://www.zedler-lexikon.de
Über Zedlers Universal-Lexicon: Der Leipziger Buchhändler und Verleger Johann Heinrich Zedler (1706-1751) veröf-fentlichte zwischen 1731 und 1754 das Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Es umfasste 64 Folio-Bände und 4 Supplemente mit rund 750.000 Artikeln auf 62.71 Seiten. Das nach dem Verleger kurz Zedlersches Lexikon genannte Werk war neben der spanischen Espasa das größte bis dahin gedruckte Universallexikon des Abend-landes und auch die erste Enzyklopädie, an der eine Redaktion von Fachgelehrten mitarbeitete. Sie enthielt auch als erste Enzyklopädie Biographien lebender Persönlichkeiten. Zedlers Universal-Lexicon wurde 1999 bis 2001 in einem von der Deutschen Forschungsge-meinschaft finanzierten Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek vollständig digitalisiert (www.zedler-lexikon.de) und durchsuchbar gemacht.
Gregor Reisch:
Margarita philosophica. - Argentinae : Schott, 1504. - [329] Blatt : Ill. (koloriert)
Signatur BLB: 100 B 76036
Volltext: https://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/reisch1504
Über die Margarita philosophica: Die Margarita philosophica („philosophische Perle“) wurde 1503 in Freiburg gedruckt. Verfasst hatte sie der Kartäusermönch Gregor Reisch (ca. 1470-1525). Zwischen 1503 und 1519 erschienen fünf autorisierte Drucke und vier Raubdrucke. Das Werk war zu seiner Zeit das am weitesten verbreitete Lehrbuch für das Studium der Artes liberales. Es ist in Dialogform abgefasst, ein Schüler fragt und ein Magister beantwortet in 12 Kapiteln alle Fragen zu den sieben freien Künste, der Naturphilosophie und –kunde sowie zur Beschaffenheit der Seele und zur Moralphilosophie. Die Margarita philosophica gilt heute als die älteste gedruckte Enzyklopädie.
Vitrinenblock 2
Signatur KIT-Bibliothek: III A 329-9(3)
Volltext: https://www.retrobibliothek.de/retrobib/stoebern.html?werkid=100149
Über Meyers Konversations-Lexikon: Meyers Konversations-Lexikon erschien 1840 bis 1986 und ist nach dessen Gründer Joseph Meyer (1796-1856) benannt ist. Meyer hatte 1826 das „Bibliographische Ins-titut“ in Gotha eröffnet, um in großem Stil volksaufklärerisch wirken zu können. Sein Konversations-Lexikon von 1840 war das umfangreichste damals auf dem deutsch-sprachigen Markt („Wunder- Meyer“) erhältliche Werk. Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände umfasste beim Abschluss 1855 52 Bände als nullte[!] Aufl und bestach durch die Beigabe von Tafeln und Textil-lustrationen. In der 3. Auflage erhielt sie 1874den Titel Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens. Kurz nachdem die Verlage Meyers Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus fusi-oniert hatten, wurde 1986 Meyers Konversations-Lexikons zugunsten des Brockhaus eingestellt.
Encyclopaedia Britannica. - 8.ed. - Boston: Little, Brown 1853 ff
Signatur KIT-Bibliothek: III E 75(8)
Volltext (Ausg. 1830): https://archive.org/details/bub_gb_PQTt9ybzQ50C
Über die Encyclopaedia Britannica: Die Encyclopaedia Britannica begann 1768 in Edinburgh als Dictionary of arts and sciences. Die erste Auflage erschien in wöchentlichen Lieferungen, die 1771 zu drei Bänden zusammengefasst wurden, von denen 3000 Exemplare verkauft wurden. In den nächsten 200 Jahren wuchs die Britannica stetig, bis 1968 die Jubiläumsausgabe 24 Bände umfasste. 1901 wanderte der Vertrieb, 1943 auch die Herausgeberschaft in die USA, zuletzt an eine an der University of Chicago angegliederte Stiftung. 2010 erschien die letzte gedruckte Ausgabe im Umfang von 75.000 Artikeln.
Signatur KIT-Bibliothek: 66 A 490
Volltext hist. Ausg.: https://portail.atilf.fr/encyclopedie/Formulaire-de-recherche.htm
Über die Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné: Ab 1751 erschienen die französischsprachige Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, die von den Aufklärern Denis Diderot (1713-1784) und Jean Baptiste le Rond d‘Alembert (1717-1783) herausgegeben wurde. Der Zusatztitel lautet „vernünftig aufgebautes Wörterbuch“. Begonnen hatten die Herausgeber ihre Enzyklopädie ursprünglich als Übersetzung der Cyclopaedia; or an Universal Dictionary of Arts and Sciences von Ephraim Chambers (1680-1740) und publizierten 1751 den ersten, 1772 den abschließenden 28. Band. Es ist die letzte bedeutende Enzyklopädie, die nicht alphabetisch geordnet, sondern auf einem Baum des Wissens nach Art Francis Bacons aufbaut. Von Kirche und Staat mit Misstrauen und Verboten begleitet, gilt die Encyclopédie heute als Symbol der Aufklärung.
Vitrinenblock 3
Signatur KIT-Bibliothek: 2008 CD 359
Volltext hist. Ausg.: https://archive.org/details/bub_gb_MQQbAAAAYAAJ
Über den Brockhaus: Brockhaus steht heute als Synonym für die Idee des universellen Lexikons im deutsch-sprachigen Raum. Das Projekt eines Konversationslexikon wurde 1808 von Friedrich Arnold Brockhaus (1772-1823) in Leipzig auf der Grundlage des von ihm 1796 erworbenen Konversa-tionslexikon von Löbel und Franke begonnen. Erst in der zweiten Auflage von 1812 übernahm dann Brockhaus selbst die Redaktion. 1818 erschien dann die vierte Auflage unter dem Titel Conversations-Lexicon oder enzyklopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände in zehn Bänden. Danach folgten weitere Auflagen, ab 1819 die 5. Auflage unter dem Titel Real-Encyclopädie, ab der 15. Auflage 1928-1935 unter dem Titel „Der Große Brockhaus - Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden“. Die 7. Auflage des Brockhaus in Übersetzung war die Grundlage der zweitgrößten englischsprachigen Universalenzyklopädie Encyclopedia Americana, deren erste Auf-lage 1827 in Philadelphia erschien und deren letzte gedruckte Ausgabe von 2006 45.000 Artikel umfasst. Die 21. Auflage des Brockhaus, die in 30 Bänden rund 300.000 Stichwörter enthielt, erschien 2005/2006. Sie wurde parallel zur Druckausgabe auch als DVD vertrieben. Bis Anfang 2009 wurde das Lexikon von F. A. Brockhaus bzw. vom Mannheimer Ver-lag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG herausgegeben. 2014 wurde der Vertrieb der gedruckten Brockhaus Enzyklopädie eingestellt.
Wikipedia:
die freie Enzyklopädie. - Datum des Abrufs (Screenshot): 19. November 2016
Volltext: Wikipedia deutsch: https://de.wikipedia.org/. - Wikipedia englisch: https://en.wikipedia.org/
Über die Wikipedia: Wikipedia ist heute die bedeutendste Enzyklopädie der Welt. Sie wurde am 15. Januar 2001 von dem US-Amerikaner Jimmy Wales gegründet, um das Wissen der Welt zu sammeln und jedermann kostenlos zur Verfügung zu stellen. Dabei kann jeder Leser an jedem Artikel mitschreiben, es gibt keine hauptamtliche Redaktion. Derzeit gibt es 40 Mio. Artikel, pro Monat werden 500 Mio. Artikel abgerufen. Für jede Sprache der Welt gibt es eine eigene Wikipedia mit unterschiedlichen Artikeln. Die umfangreichste ist die englische mit über 5 Mio. Artikeln, das entspricht 7473 Bänden zu je 700 Seiten.
Volltext hist. Ausg.: https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00034024/images/
Über das Liber chronicarum:Das Buch der Croniken und geschichten wurde ein Jahr nach der Entdeckung der Neuen Welt durch Kolumbus in Nürnberg gedruckt. Die letzte mittelalterliche Weltchronik des Nürnberger Arztes und Humanisten gehört neben der Gutenberg-Bibel zu den bahnbrechenden Ereignissen der Inkunabelzeit; es wurde auf Latein und auf Deutsch, mit und ohne Farbillustrationen aufgelegt, um möglichst breite Kundenschichten anzusprechen, und durchläuft die sechs „Weltalter“ seit der Schöpfung bis in die eigene Gegenwart. Berühmt wurde die ‚Chronik‘, die in der Erfassung geographischer, kosmologischer und wissenschaftlich-technischer Fachgebiete auch Nachschlagewerk und Enzyklopädie sein will, vor allem aufgrund ihrer 1.800 Holzschnitte (darunter auch Dubletten). In einer Zeit massiver Umbrüche in Technik, Kultur und Gesellschaft vermittelte Schedels Chronik wie ihre mittelalterlichen Vorbilder dem Leser Gewissheit über seinen Platz in der Welt. Dazu tragen namentlich die bis heute berühmtesten Teile des Werks, die Karten, Stadt- und Länderbeschreibungen, bei.
Signatur KIT-Bibliothek: 2006 E 502
Volltext hist. Ausg.: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/maximilian1775
Über Der Weiss Kunig: Der aus dem Hause Habsburg stammende Maximilian (1459-1519) entfaltete als Kaiser des Hl. Röm. Reichs (seit 1508) eine intensive kulturpolitische Tätigkeit, die im Wesentlichen auf die Etablierung von gedechtnus (etw. ‚Andenken‘) gerichtet war und neben der Sicherung des eigenen Nachruhms sowie der Erneuerung historischer Überlieferungen auch die Fixierung aller möglichen Wissensbestände im Umkreis des Kaiserhofes zum Ziel hatte. In diesem Kontext gehört der nur handschriftlich überlieferte Weißkunig (vor 1517) neben dem Theuerdank und dem Fragment gebliebenen Freydal zu einer 3-bändig angelegten, literarisch-autobiographischen Darstellung der eigenen Taten und des eigenen Lebens als Herrscher. Erzählt wird, in allegorischer Verschlüsselung und begleitet von einem umfangreichen Bildprogramm, die Geschichte von Maximilians Eltern, seiner Jugend und seiner Regierungszeit. Vor allem die Jugendgeschichte stellt sich dabei als planmäßig durchlaufener Lern- und Erziehungsprozess des künftigen weißen kunig dar (lernung), der zahlreiche Wissensbereiche zielstrebig abschreitet und so narrativ zwei Tendenzen miteinander verschränkt: Einerseits erhebt der Text Anspruch auf enzyklopädische Totalität, insofern der Protagonist als späterer Herrscher buchstäblich universales Wissen benötigt; andererseits wird das gelehrte (und technische) Wissen auf pragmatisch-lebenspraktische Zwecke, d.h. auf das konkrete Handeln ausgerichtet und entsprechend ausgewählt.
Vitrinenblock 4
Signatur BLB: 103 B 1507
Volltext Printausg. 1871: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:BLV_109_Reinfrid_von_Braunschweig.pdf&page=1
Über Reinfried von Braunschweig: Um 1300 entstehen die ersten im eigentlichen Sinne enzyklopädischen Romane im Deutschen, die sich als Medium der Unterhaltung, Welterfahrung (auf den Spuren des jeweiligen Titelhelden) und universalen Wissensvermittlung, oft auch der Wissensproblematisierung verstehen. Ihr gemeinsamer Prototyp ist der hellenistische Alexanderroman. Wie Alexander reist um 1300 der Sachsenherzog Reinfried zuerst zu den Pilgerorten im Heiligen Land. Dort befreundet er sich mit einem muslimischen Perser und schließt sich diesem zu einer ausgedehnten Tour durch die Wunderstätten des Fernen Orients an: Babylon, India, Magnetberg. Auf einer idyllischen Insel wird der Held von der Schiffscrew vergessen – und exakt hier bricht der Roman ab. Alle Reisestationen sind mit ausgiebigen landes- und naturkundlichen sowie historischen Informationen versehen, der Roman wird zum 'Welt-Buch'.
Volltext hist. Ausg.: https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00105994/images/. - Volltexte weiterer Bibel-Ausgaben: https://de.wikisource.org/wiki/Lutherbibel
Über Biblia, das ist, die gantze Heilige Schrifft Deudsch (Lutherbibel): Nach der 1522 erschienenen Übersetzung des Neuen Testaments durch Dr. Martin Luther ging 1534 dessen erste vollständige Übersetzung der Bibel ins Deutsche in den Druck, bei deren Herstellung zahlreiche Theologenfreunde geholfen hatten. Die Ausgabe wurde durch den Drucker Hanns Lufft in Wittenberg mit einer sehr aufwendige Ausstattung versehen, zu der auch die Holzschnitte aus der Werkstatt von Lucas Cranach gehören. Im Gegensatz zu einzelnen, weniger verbreiteten Vorläufern wie der Zainer-Bibel (Augsburg 1477), der die lateinische Fassung vorlag, übersetzte Luther das Alte Testament aus dem Hebräischen und das Neue aus dem Griechischen. In der Bibel war nach damaliger Auffassung das gesamte Wissen über Gott und das Heil der Menschen verborgen, das es aus den Geschichten und Gleichnissen wie auch aus den Dichtung der Psalmen oder den Weisheitssprüchen herauszulesen galt. Strittig war dabei die Frage, ob ein deutscher Text, der nicht in einer heiligen Sprache (lingua sacra) wie Latein, Griechisch oder Hebräisch verfasst war, gültige Grundlage dazu sein konnte.
Volltext hist. Ausg.: https://www.deutschestextarchiv.de/book/show/lohenstein_feldherr01_1689
Über Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann: Der vom Breslauer Stadtsyndikus und kaiserl. Rat Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683) verfasste, erst postum mit Ergänzungen Christian Wagners veröffentlichte Großmüthige Feldherr Arminius (1689/90) ist ein paradigmatischer Vertreter der ausufernden, polyhistorischen Romane des Barockzeitalters: In komplexen, vielfach verschachtelten Handlungssträngen erzählt er die von zahlreichen Verwicklungen (Kriege, Entführungen, Verrat) geprägte Geschichte des legendären germanischen Feldherrn Hermann (Arminius), seines Sieges über den Römer Varus in der Schlacht am Teutoburger Wald sowie seiner Ehe mit der Fürstin Thusnelda. Zum gewaltigen Umfang des Romans, dessen zweibändiger Erstdruck es auf knapp 3000 Buchseiten bringt, trägt aber nicht nur das komplizierte Handlungsgerüst, sondern auch sein wissenschaftlich-enzyklopädischer Anspruch bei: in zahllosen Exkursen wird das naturwissenschaftliche, technische und historische Wissen der Zeit derart umfassend vor dem Leser ausgebreitet, dass der Roman späteren Kritikern geradezu als „toll gewordene Realenzyklopädie“ (Eichendorff) erschien.
Okopenko, Andreas:
Lexikon einer sentimentalen Reise zum Exporteurtreffen in Druden : Roman. - Salzburg : Residenz Verl., 1970. - 292 S.
Signatur BLB: 79 A 2390
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Über Lexikon einer sentimentalen Reise zum Exporteurtreffen in Druden: Beim Lexikon-Roman, dem Romandebüt des österreichischen Lyrikers Andreas Okopenko (1930-2010), handelt es sich um ein innovatives formales Experiment, wie es in der Prosa der Gegenwart nur selten zu finden ist: In 789 alphabetisch geordneten und untereinander mit Hinweispfeilen verbundenen Einträgen entfaltet Okopenko ein „Mikromodell“ der Welt. Wie die einleitende Gebrauchsanweisung verkündet, steht dieses Modell hinsichtlich der Fülle an Verzweigungsmöglichkeiten, Ereignissen und Sinneseindrücken dem Gewebe des Lebens in Nichts nach – daher auch die hypertextuell anmutende Struktur und die sinnlich-protokollarische Schreibweise. Den narrativen Hauptstrang der Geschichte bildet die Schiffreise eines Chemiekaufmanns auf der Donau von Wien nach Wachau. Jedoch spielt sich das Wesentliche abseits der Hauptroute ab, wird man doch durch die Querverweise permanent dazu veranlasst, ,von Bord‘ zu gehen und sich im buchstäblichen Fluss der Dinge zu verlieren. Das Ziel ist also die Befreiung der Lesenden aus der klassisch-linearen Lektüre; ihre Animation zur Mitarbeit. Die Abschweifungen führen von poetologischen Mini-Essays zu lyrischen Einsprengseln, von fragmentarischen Gebrauchstexten zu handschriftlichen Notizen, von gewitzten Listen zu verfügbaren Freiräumen. Die Gattungs- und Ideenvielfalt spiegelt sich sowohl in der grafischen Aufbereitung als auch in der breiten inhaltlichen Palette des Textmaterials wieder.
Szilvia Gellai:
Andreas Okopenkos Lexikon-Roman als Zettelkasten:
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Über Andreas Okopenkos Lexikon-Roman als Zettelkasten: Zur wechselvollen Rezeptionsgeschichte von Okopenkos Romanwerk gehört auch die Reversion des Mediums: so an erster Stelle seine Realisierung als Elektronischer Lexikon-Roman (ELEX). Die CD-ROM wurde in den 1990er Jahren von einem Wiener Team von Mediendesignern namens Libraries of the Mind mit viel Aufwand und dem Anspruch eines multimedialen Gesamtkunstwerkes erstellt. Das Ergebnis blieb aber, obwohl Okopenko das Projekt persönlich begleitete, hinter den Erwartungen zurück. Kritisiert wurde u.a., dass im ELEX nicht nur die materielle Widerständigkeit des Buches verlorenginge, sondern auch die diesem inhärente mediale Selbstreflexivität und -ironie. (Zwischenzeitlich ist das Moment der Widerständigkeit in die digitale Version insoweit unfreiwillig zurückgekehrt, als sie für aktuelle Computer nicht mehr lesbar ist.) Wollte man nun dem Roman mit dem gesteigerten Leserengagement begegnen, worauf er konzeptuell insistiert, ohne die ihm eigene Räumlichkeit und Taktilität zu tilgen, so ließe sich auch die Gebrauchsanweisung beim Wort nehmen: „denn es wäre hübsch“, heißt es dort über das Buch, „wenn Sie sich aus ihm einen Roman basteln wollten. … Das Material liegt bereit“. Der hier präsentierte Zettelkasten stellt die Umsetzung eben dieses Vorschlags dar. Die Lexikoneinträge wurden aufgeschnitten, ,remobilisiert‘ und stehen fortan für Kombinatorik, Spiel und Erweiterung bereit – ein wahrhaft offenes Kunstwerk also, dessen größtes Potential darin besteht, unterschiedliche Lesepfade abzuschreiten und die damit einhergehende veränderte Sinngebung praktisch zu erproben. Die roten Karteikarten beinhalten jene Ausschnitte, die sich auf eine Gruppe immer wiederkehrender, charismatischer Randfiguren – Kinder in Ferien – beziehen. Ihre Lebensgeschichten stellen gewissermaßen den verborgenen Schatz im Textlabyrinth dar. Die grünen Karten weisen wiederum zwei mögliche Markierungen in der oberen rechten Ecke auf: Grüne Aufkleber kennzeichnen poetologische Mini-Essays (Nachworte), blaue die Hauptroute des reisenden Protagonisten.